Überspringen zu Hauptinhalt
040 70382220 ed.ebeilredtfark@ahtramajnos Hamburg

Integrationsprozess nach dem Aufwachen

Der spirituelle Weg ist nach dem Aufwachen der gleiche, wie vor dem Aufwachen, er geschieht nur auf einer anderen Seins-Ebene.

Vor dem Aufwachen haben wir uns mit unseren Mustern und Konditionierungen identifiziert: mit Erfahrungen und Prägungen durch die Eltern und Gesellschaft, mit Überzeugungen, Moralvorstellungen, mit unserem Weltbild und dem Bild über uns selbst. Das Aufwachen verschiebt unsere Wahrnehmungsperspektive. Unsere Identifizierung mit diesen Mustern fällt größtenteils in sich zusammen. Wir nehmen uns nicht mehr als eine Komposition all dieser Muster wahr, sondern wir nehmen uns als Bewusstheit, welches, sich selbst erkennt wahr. Wir nehmen uns als bedingungslose Liebe, grenzenlose Freiheit, unendlicher Frieden… wahr.

Horizontale und Vertikale

Heutzutage ist es jedoch so, dass Aufwachen meist nicht mehr im geschützten Rahmen eines Klosters geschieht, in dem wir uns um nichts Weltliches kümmern müssen und indem wir uns monatelang der Kontemplation hingeben können. Wenn uns heute die Gnade des Aufwachens geschieht, kann es sein, dass wir evtl. schon am nächsten Tag im Büro sitzen, unsern Kinder bei den Hausaufgaben helfen, die Handwerker für irgendwelche Reparaturen organisieren oder wir evtl. mit unserem Partner mitten in einer Krise stecken. Für diese Herausforderung braucht es eine neue Orientierung und eine klare Unterscheidung zweier Ebenen: der Horizontalen und der Vertikalen. Die vertikale Achse geht in die Tiefe, ins Loslassen, Hinabsinken, in die Hingabe an das Sein. Hier verlassen wir die Ebene von Zeit und Raum, von Tun und Gestalten und erfahren uns als Sein, Liebe und Unendlichkeit… Die horizontale Achse ist die Achse von Zeit und Raum, von Tun und Gestalten. Alle unsere Tätigkeiten , wie Arbeiten, Haushalt, Organisieren gehören hier hinein, genauso wie Kommunikation und unsere Verhaltensweisen. Es ist entscheidend zu verstehen, dass es nach dem Aufwachen nicht darum geht, permanent in Liebe, Stille und Glückseligkeit zu verharren. Diese tieferen, meist angenehmen Seins-Erfahrungen sind Begleiterscheinungen des Aufwachens. Es geht nicht um das Halten oder um die Reproduktion dieser Begleiterscheinungen. Es geht um Bewusstheit dessen, was jeweils in diesem Moment in uns geschieht, unabhängig von dem Aspekt angenehm oder unangenehm.

Unser Alltag fordert beide Ebenen von uns, die Horizontale und die Vertikale. Wenn es Zeit ist, in die vertikale Achse hinein zu sinken, wunderbar. Dann können wir uns der Stille, Freude, dem Frieden oder welcher Seins-Erfahrung auch immer, hingeben. Wenn es Zeit ist, auf der horizontalen Achse in Zeit und Raum aktiv zu sein, können wir lernen, dies mit Bewusstheit zu tun.

Trotz Aufwachen keine 100% Ego-Auflösung

Die meisten Menschen erfahren durch das Aufwachen keine 100 prozentige Ego-Auflösung. In der Regel bleibt einiges an Ego-Anteilen übrig. Das kann sehr irritierend sein, denn meistens merken wir dies erst nach den „Flitterwochen des Aufwachens“. In diesen Flitterwochen scheint es kein Ego, keinen Widerstand zu geben und alles ist im Flow. Doch dann schimmert das Ego hier und da wieder durch.

Hier setzt der Integrationsprozess ein. Wenn wir bereit sind, wach und ehrlich hinzuschauen, können wir nach und nach die Anteile integrieren, die weiterhin an das „Ich“ glauben, die bestimmten Gedanken weiterhin glauben oder die etwas tun, was nicht unserer inneren Wahrheit oder unserem inneren Wissen entspricht. Das kann anfangs irritierend und enttäuschend wirken. Denn sind wir durch das Aufwachen in tiefe Seins-Erfahrungen eingetaucht, können wir den Kontakt, wenn plötzlich alte, verblendete Ego-Strukturen auftauchen, als schmerzhaft erfahren. Auch Sehnsucht nach der Rückverbindung mit den Seins-Erfahrungen kann als schmerzhaft erlebt werden.

All das gehört zum Integrationsprozess uns ist kein Fehler oder Fehlverhalten. Es geht um die Erfahrung der Balance. Wir dürfen aus der Balance rutschen und lernen, uns immer wieder durch liebevolle Annahme und Bewusstheit neu zu balancieren.

Trauma

Dann gibt es Ego-Anteile in uns, die sich nicht allein durch bewußte Wahrnehmung auflösen lassen, das sind unsere traumatischen Erfahrungen. Durch traumatische Erfahrungen entstehen unsere Überlebensstrategien und diese scheinen besonders haltbar zu sein!

Für viele Menschen kommt hier der spirituelle Weg ins Stocken, denn Traumata lassen sich leider nicht mit herkömmlichen kognitiven oder kathartischen Methoden lösen und so bleiben uns diese oft trotz Therapie erhalten.

Da Trauma im Nervensystem gebunden ist, braucht es eine Trauma-Heilarbeit, die über die Arbeit mit dem Nervensystem der Weisheit des Körpers Raum gibt, das Trauma zu lösen.

Auch diese tiefen Schichten in uns zu lösen, kann uns helfen, das Aufwachen zu vertiefen!

Neuorientierung und eine innere Umstrukturierung

Es kann auch ein zweiter Irritations-Aspekt auftauchen: vor dem Aufwachen waren unsere Interessen vorrangig Ich-motiviert und wurden durch die Energie des Ich-Bewusstseins gespeist. Dieser Antrieb fällt nach dem Aufwachen weitgehend weg und damit auch unser Interesse an vielem, was uns vorher ausgefüllt hat. Unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse richtet sich mehr nach Innen und braucht weniger im Außen. In diesem Prozess entsteht eine Neuorientierung und eine innere Umstrukturierung, die einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Es kann auch zur Folge haben, dass sich das eine oder andere aus unserem Leben verabschiedet oder wir von ihm. Diese Umstrukturierung bringt uns ein Mehr an innerer Lebendigkeit und innerem Frieden und unsere Energie und Motivation wird nach dem Aufwachen aus dieser Quelle fließen.

Ich hoffe, es ist deutlich geworden, warum wir durch das Aufwachen nicht „fertig“ sind. Die spirituelle Entwicklung geht weiter! Größtenteils mit den gleichen Methoden wie vorher. Wir können die Verantwortung übernehmen und uns entscheiden, unserer inneren Wahrheit zu folgen. Wir können den Mut aufbringen, uns immer wieder ehrlich selbst zu erforschen um uns nicht vom Ego an der Nase herumführen zu lassen. Wir lernen das Balancieren und wir können die Phase, in der wir noch öfter aus der Bewusstheit rutschen, wie wie Pendel betrachten. Ein Pendel, welches langsam auspendelt und dessen Ausschläge immer kleiner werden, wie ein langsames Ausschwingen. Bis es dann in der Bewusstheit zur Ruhe kommt.

An den Anfang scrollen